Im Rahmen des Projektes CLIF – Climate Impacts of Food hat corsus im Februar 2023 einen Workshop mit Vertreter:innen von Weingütern und der Fischereindustrie in der Kapregion durchgeführt. Im Partnerland Südafrika liegt der Fokus der Betrachtung von Umweltauswirkungen in der Weinproduktion und der Befischung von südafrikanischem Tiefseehecht und Sardinen.
Wichtige Vertreter der „South African Hake Longline Association (SAHLLA)“ nahmen am Workshop teil. Gemeinsam wurden die relevanten Eckdaten der Hochseehecht Fischerei und die unterschiedlichen Fangmethoden besprochen. Mittlerweile haben sich eine ganzheitliche Umweltmanagementstrategie und ein bewusster Umgang mit der Ressource Fisch etabliert. Die Bewirtschaftung findet nicht mehr nur auf Grundlage des Einzelartenansatzes statt. Die betrachteten Fangmethoden – Trawling und Longline – haben einen unterschiedlichen Einfluss auf die Biodiversität. Während die Küstenschleppnetzfischerei eine erhöhte Beifangquote an verschiedensten Fischarten aufweist, kann die Longline Methode einen ungewollten direkten Beifang von teilweise gefährdeten Arten zur Folge haben. Die MSC-Zertifizierung ist für den Export sehr wichtig, gerade für den europäischen Markt. Da Tiefseehecht hauptsächlich exportiert wird, hat er keine besondere Bedeutung für den heimischen Markt, kostengünstiger Tiefseeecht wird aus Namibia importiert. Der in Südafrika verbleibende Tiefseehecht wird zumeist an Restaurants und Supermärkte verkauft. Der Fleischverzehr liegt in Südafrika jedoch weit über dem Verzehr von Fisch.
Final wurden die relevantesten Umweltauswirkungen diskutiert. Nach Meinung der Vertreter:innen der Verbände und Unternehmen gehören dazu der Klimawandel, die Biodiversität und die Verschmutzung der Meere. Die Messung der Umweltauswirkungen sollte u. a. über Beifangquote, Kraftstoffverbrauch, Fangmethoden und den Anteil des menschlichen Verzehrs gemessen werden. Alle Vertreter:innen waren sehr interessiert am Projekt CLIF und sehen darin eine Chance, eine gute Grundlage zu entwickeln, um differenzierte und valide Aussagen über die Umweltauswirkungen der südafrikanischen Tiefseehechtfischerei treffen zu können.
Im Workshop für Weinfarmer:innen wurden die Vor- und Nachteile eines weiteren Labels diskutiert Eine mögliche Überbewertung von Farmen, die bereits nachhaltig wirtschaften, gegenüber konventionellem Anbau, sowie die Betrachtung lokal wertvoller, aber im globalen Verhältnis kleiner Biome wurden für die Auswertung in CLIF erörtert. Es wurde deutlich, dass sich das Biodiversitätsmanagement im Weinbau deutlich verbessern kann, auch wenn ein Label nicht unbedingt ökonomische Vorteile bringt, da die Einschätzung von Verbraucher:innen einen großen Einfluss hat. Das Biodiversitätsprogramm des WWF fördert die Anlage geschützter Flächen und die Einrichtung von Verbundkorridoren natürlicher Vegetation. Die Korridore dienen einerseits als Ausbreitungswege für Tiere und Pflanzen, andererseits als natürliche Barriere im Kampf gegen die Ausbreitung von Schädlingen oder Krankheiten der Kulturpflanzen. Auffällig war die große Bedeutung invasiver Arten im Anbau und Biodiversitätsmanagement der Farmen.
Eine gemeinsame Abschlussdiskussion mit den Vertreter:innen der Weingüter und der Fischereiindustrie ergab, dass es wichtige Überschneidungen aber auch Unterschiede in der Betrachtung von Labels und Kommunikation gab. Das MSC-Label ist für die Fischindustrie in Südafrika extrem wichtig, während die Vertreter:innen der Weingüter ökologische Labels eher nicht als Kaufkriterien bei Konsumnt:innen sehen. Eine weitere Auszeichnung der Produkte über ein Label wird als eher zusätzlicher Aufwand wahrgenommen, es bedarf modernerer Informationswege. Übereinstimmend wurde die Glaubwürdigkeit und die reale Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten bei den Labels betont, um kein Greenwashing zu betreiben. Eine positive und motivierende Kommunikation der Umweltwirkungen von Lebensmitteln ist essentiell. Händler:innen und Konsument:innen sollten über positive Anreize animiert werden, zum nachhaltigeren Produkt zu greifen.
Alle Teilnehmenden waren sehr daran interessiert weiterhin mit corsus in Kontakt zu bleiben, um Informationen und Daten zu teilen, und Informationen über den Verlauf und die Ergebnisse des Projekts zu erhalten. corsus dankt allen Teilnehmenden für den gelungenen Austausch und die wertvollen Einsichten in die Lebensmittelproduktion in Südafrika.