Im Rahmen des CLIF-Projekts besucht corsus aktuell Produzent:innen von Mate, Zucker und Soja in Paraguay. Zu diesen Produkten werden Fallstudien durchgeführt, die dazu dienen, methodische Fragen bei der Entwicklung des Kommunikationstools, das im CLIF-Projekt entwickelt wird, zu klären. Die drei Produkte wurden gemeinsam mit dem WWF Paraguay ausgewählt, der auch die Besuche organisiert hat, da sie typisch für Paraguay sind. Die Reisen führten Ulrike Eberle und Marius Rödder in die Gegend von Encarnación, von Ciudad del Este und nordöstlich von Asunción. Die Einblicke in die Produktion vor Ort waren sehr spannend.
Mate, der insbesondere für die paraguayischen Nationalgetränke Matetee und Tereré angebaut wird, wird einmal pro Jahr in den Herbst- und Wintermonaten auf der Südhalbkugel geerntet. Nachdem die Pflanzen geschnitten wurden, erfolgt das sogenannte Zapecado, das heißt die frischen Teeblätter werden direkt nach der Ernte hohen Temperaturen ausgesetzt, um Oxidationsprozesse zu unterbinden. Die bis zu 400°C hohen Temperaturen werden durch ein Holzfeuer erzeugt. Hier erhält Mate auch sein charakteristisches Aroma. Im Anschluss erfolgen weitere Trocknungsprozesse bis der Mate nur noch einen geringen definierten Feuchtigkeitsgehalt aufweist. Im Anschluss wird der Tee für zwei Jahre gelagert, um zu reifen. In der Matebar des Produktionsbetriebs konnten wir die verschiedenen Mateblends testen. Beeindruckt hat uns der lange Reifungsprozess, der notwendig ist, um einen guten Matetee zu erzeugen.
Die nächste Besichtigung erfolgte bei einem landwirtschaftlichen Betrieb, der Sojabohnen anbaut. Der Betrieb gehört zu einer Kooperative, die Soja im Wechsel mit Mais und Weizen, aber auch Hafer kultiviert. Die Besonderheit in dieser Region ist, dass pro Jahr zwei Ernten erfolgen, die Haupternte (Zafra) und die sogenannte kleine Ernte (Zafriña). Die Kooperative verkauft das Soja nach der Ernte an eine Sojamühle, die daraus Sojaöl und -extraktionsschrot herstellt. Sojaschrot wird insbesondere in der Tierhaltung als Proteinkomponente genutzt.
Des Weiteren haben wir einen Biobetrieb besucht der Rohrzucker herstellt. Die Kooperative erzeugt verschiedene Zuckerqualitäten für den Weltmarkt und ist zusätzlich zur Biozertifizierung auch Fair Trade zertifiziert. Der Anbau des Zuckerrohrs erfolgt in Handarbeit, die Pflanzen werden gesetzt und für rund vier Jahre einmal jährlich geerntet. Das Schneiden des Zuckerrohrs erfolgt von Hand, der Transport zur Zuckerraffinerie per Ochsenkarren und zum Teil per Traktor. In der Raffinerie erfolgt dann das Aufschließen des Zuckerrohrs, das Herauslösen des Zuckers und die Kristallisation zu Zuckerkristallen. Die Kooperative führt ihre Prozesse weitestmöglich im Kreislauf: Der Wasserdampf wird durch Verbrennen der anfallenden Bagasse erzeugt. Mit dem heißen Dampf wird zunächst die benötigte elektrische Energie erzeugt. Im Anschluss wird der Dampf zum Herauslösen und Aufkonzentrieren der Zuckerlösung genutzt. Der abgekühlte Wasserdampf wird kondensiert und in den Kreislauf zurückgeführt. Aus weiteren Reststoffen aus der Zuckerproduktion sowie aus einem Teil der Bagasse werden organische Düngemittel hergestellt, die dann im Anbau des Zuckerrohrs wieder eingesetzt werden.
Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit den Produzent:innen bei der Arbeit an den Fallstudien und sind gespannt auf die Ergebnisse. Herzlichen Dank an den WWF Paraguay für die Organisation und tolle Zusammenarbeit!
Weitere Informationen zu corsus: Startseite – Corsus